Wie geht Leben im yogischen Kontext gut? Gemeinschaft in einer
Yogalehrerausbildung?
• Eine Gemeinschaft braucht einen respektvollen, vertrauensvollen Umgang miteinander:
eine Gemeinschaft lebt von den Menschen, die darin leben, von ihrer Einzigartigkeit, aber
auch von ihrer Gruppendynamik – von Wertschätzung, sich – einbringen – wollen , sich
gegenseitig stärken und weiterentwickeln zu wollen, von gemeinsamen Werte und
Lebensvorstellungen. Und trotzdem oder gerade deshalb darf jeder ein einzigartiges,
wundervolles Individuum bleiben, das trotz aller Gemeinsamkeiten manchmal einfach
anders denkt, andere Bedürfnisse, Wünsche und Ängste hat. Und das darf und sollte
jederzeit Gehör finden – in einer Gemeinschaft, die das respektiert und die in liebevollem
Miteinander stets auch das mit berücksichtigt.
• Gespräche werden gewaltfrei, ohne Anschuldigungen oder Vorwürfe gemacht:
Hach, die Gesprächsführung – die Regeln der Gesprächsführung, das Vier – Ohren Modell,
wer kennt es nicht? Und trotzdem ist Kommunikation und Gesprächsführung ein oft sehr
schwieriges Themen. Das Ego spielt uns da häufig einen Streich, man weiß wie es
funktionieren sollte, ruhige Stimmlage, ganz bei sich sei , den anderen Aussprechen lassen
und immer aus seiner Sicht die Dinge erläutern. Ja ZACK und dann kommt er, der Trigger,
der dich umhaut – durchatmen, kurz die Situation verlassen, sich dem Gefühl und Impuls
loszupreschen bewusst werden. Wow- das allein ist schon ein riesiger Schritt, der
Meilenstein auf dem Weg. Und auch das ist Yoga, der Weg ist das Ziel – und meistens lernt
man auf dem Weg dahin schon alles, was man sich vom Ziel erwartet. Das hat mich Yoga
gelehrt, behutsam und bewusst mit sich und besonders den eigenen Gedanken umzugehen.
Sich und andere anzunehmen, mit Güte und möglichst liebevoll. Auch im Gespräch, auch
wenn es wehtut, auch wenn Wunden wieder aufklaffen.
• Es wird nicht über Dritte, die nicht anwesend sind, gesprochen
Das kennt man aus dem täglichen Leben, man etwas erlebt, ein Gespräch geführt oder
vielleicht sogar eine Diskussion, und möchte das dann mit dem Partner, dem Mitbewohner,
wem auch immer besprechen. Das ist schon ziemlich unschön, wenn man bedenkt, dass der
andere sich nicht dazu äußern kann. Denn wie in jedem Gespräch gibt es immer zwei Seiten,
zwei Meinungen, zwei ganz subjektive Ansichten. Klärung also immer nur zwischen den
betreffenden Personen 🙂
• Ich bleibe im Gespräch immer bei mirwie
oben erläutert, kann ich nur meine Gedanken, Gefühle und Wünsche äußern, meine
Sicht der Dinge, die ich mir im Kopf zusammengereimt habe – nur das zählt. Und dann
warten, was der andere beiträgt, wie seine Gedanken, Gefühle dazu sind.
• Jeder ist für sich selbst verantwortlich –
im vergangenen Jahr haben wir das besonders lernen dürfen. Oft glaubt man, man tut dem
anderen etwas gutes, wenn man für ihn denkt oder handelt – dabei ist es doch so, dass uns
das an anderen aufstößt. Jeder darf – soll- muss seine Entscheidungen selbst treffen, wenn
gewünscht, kann man natürlich gerne Ratschläge geben, Enscheiden obliegt aber immer der
anderen Person. Das ist schwierig, besonders in der Gemeinschaft, besonders , wenn einem
die andere Person wichtig ist.
Was ist für mich die Herausforderung/Entwicklungschance und warum?
Mein Leben war schon immer geprägt von Sport, von Vergleichen und Bewertungen. Besonders im
Sport spielt der Vergleich, das „Besser“ sein, das „Höher, schneller und weiter“ eine zentrale Rolle.
Um nicht zu sagen, es ist das, worauf du in allen Sportarten getrimmt wirst, noch mehr zu
trainieren, um noch schneller laufen oder schwimmen zu können. Das pusht, das macht dich starkdefinitiv
tut es das. Du lernst dich zu disziplinieren, innere Grenzen zu überschreiten, sowohl auf
mentaler als auch auf körperliche Ebene. Das kann auf Dauer und neben dem Strudel und dem
Druck der Gesellschaft schon auch ermüdend sein.
Den ganzen Tag lang versucht man alle Erwartungen des Umfelds, der Trainer, der Lehrer zu
erfüllen und fragt sich am Ende des Tages :“ Das ist es jetzt? Mein Leben, mein Leben, das mich
glücklich macht? Und wie oft liegt man Abends wach und antwortet sich selbst : „ Nein, Glück für
mich sieht anders aus!“.
Ich hab keine genaue Ahnung mehr, wie ich zum Yoga kam und wann es war. Fakt ist, dass es mir
zu deep war, zu langsam und viel zu langweilig. Mittlerweile ist es das, was ich am Yoga schätze.
Das bewusst Innehalten, die Schau nach Innen, auf den eigenen Körper, die eigenen
Befindlichkeiten, das „sich nicht – messen – müssen“. Augen zu und abtauchen, in sein Innerstes.
Das mag ich und schätze ich. Und das ist sowohl Herausforderung als auch Entwicklungschance
zugleich. Oft falle ich noch in alte Muster, das ist ok, ich habe gelernt sanfter und verständnisvoller
zu sein, zu mir , meinen Gedanken und auch den Menschen um mich herum. Das Leben im
yogischen Kontext ist in einer sehr profit- und leistungsorientierten Welt wie der unseren sicher per
se eine Herausforderung.
Oft nehme ich innere Ablehnungen oder Widerstände wahr, besonders bei Themen wie Geld,
innerer Zufriedenheit aber auch bei zwischenmenschlichen Begegnungen. Viel zu oft spielen Status
quo, finanzielle Sicherheit und das Aussehen eine Rolle bei den Entscheidungen des Alltags. Durch
den Yoga spüre ich, wie sich das verlagert, wie ich mehr und mehr in allen Lebensbereichen
beginne, mit dem Herzen zu sehen, zu spüren, was mir und dem Gegenüber guttut, wie ich mich in
seiner Anwesenheit fühle. Wie ich in Gespräche merke, dass mir wichtig ist, was der andere denkt,
wie ich oft gezielt danach frage, offene, tiefere Fragen als vorher. Fragen, die oft zu tiefgreifenden
Gespräche führen.
Und oft merke ich, wie ich mich zurücknehmen kann, durch meine Fragen und das zuhören den
Menschen neue Einsichten bringe, ungewollt, einfach weil ich da bin und zuhöre und mit dem
Herzen antworte. Und weil meine Ego deutlich kleiner geworden ist, ich ihm genug Zeit schenke
und so mehr und intensiver für andere da sein kann. Das ist auf Herzebene wirklich schön und
erfüllt mich sehr. Ja, finanzielle Sicherheit ist natürlich nicht zu verachten, keine Frage, aber es ist
schön, dass es in vielen Bereichen meines Lebens noch mehr in Richtung Menschlichkeit,
liebevolle Güte und Verständnis geht. Verständnis für Entscheidungen der anderen, für ihre
Gedanken, für den Weg, den sie für sich wählen.
Ich habe oft in letzter Zeit die Rückmeldung bekommen, dass ich ein toller Gesprächspartner bin,
weil ich den Menschen sehen, die Situation und ihnen nicht meine Meinung überstülpen versuche,
sondern Input gebe, damit sie in ihrer Entscheidungsfindung gestärkt sind. Das ist das Gefühl, die
Rückmeldung, die Yoga mich gelehrt hat.
Was ist für mich das Großartige und warum?
Hach, wo fange ich an, wo höre ich auf! Herausforderung, Großartigkeit, Entwicklungschance – das
liegt alles so eng beieinander und die Übergänge sind oft fließend, wie das Leben und die Asanas
eben auch. Das großartige am Leben im yogischen Kontext ist sicherlich die gemeinsame Basis,
die vorhanden ist. Yogis und Yoginis wissen um den Zauber eines jeden Einzelnen, um einen
liebevollen und respektvollen Umgang miteinander, um das Verständnis aber auch die liebevollen
Ratschläge oder angebotenen Perspektivwechsel. Das alles ist was, was Leben in einer solchen
Gemeinschaft so unendlich liebevoll und lebenswert macht.
Alles ist für alle da, alle wollen gemeinsam reifen und gönnen dem Anderen den Erfolg und die
persönliche Weiterentwicklung von Herzen. Das macht es leicht, leichter als im Leben jenseits
yogischer Glaubenssätze. Ja, vielleicht ist das zu wertend, aber da geht es oftmals einfach noch um
viel basalere Dinge.
Das Großartige am Yoga ist für mich die Mischung aus den verschiedenen Ebenen. Alles wird
mitgenommen, der physische Körper durch die Asanas, aber das ist es, was du uns beibringst, auch
alles andere. Alle anderen Ebenen werden angesprochen. Das ist Großartigkeit und gleichzeitig
manchmal auch beängstigend und verwirrend, was da alles auf einmal so auftaucht an Gedanken,
Gefühlen, Impulsen und doch hat sich die Seele das in diesem Leben ausgesucht. Diese
Erfahrungen und Reifungsprozesse so mitzumachen. Yoga hat mir geholfen mich zu finden, Teile
meiner wahren Essenz freizulegen, mir geholfen wieder an mich und mein Leben zu glauben, daran,
dass ich alles erschaffen kann , mit der Energie in mir und mit der Energie, die mich umgibt. Klar,
gab es auch viele Momente, in denen es große Unsicherheit gab, Tränen der Verzweiflung, der Wut,
der Trauer. Momente und Gefühle, die alles andere als schön waren. Aber wichtig, wichtig meiner
wahren Essenz wieder ein Stückchen näher zu kommen. Das passiert alles nicht sofort, nicht von
heute auf morgen – das ist ein lebenslanger Prozess, auf dessen Anfang ich mich durch die
Ausbildung nochmal vermehrt begeben habe. Ich habe in den vergangenen Monaten wieder
begonnen bewusst das Leben zu erschaffen, das ich mir wünsche.
Mit Affirmationen. Dinge, die mir wichtig sind, die mich und meine Persönlichkeit betreffen, aber
auch Liebe, Beruf und Glückseligkeit. Und ich merke, dass die Energie dich in investiere, so stark
ist, so schön und ich schon so viele tolle Dinge in mein Leben gezogen habe. Die Ausbildung hat
mich gelehrt, dass alles da sein darf, alle Gedanken und Gefühle, es hat mir Werkzeuge mit an die
Hand gegeben, wie ich mit all dem Wirr- Warr, den Herausforderungen des Lebens aber ganz
besonders mit meinem Innersten umgehen darf. Es hat mir mehr Akzeptanz, mehr Selbstliebe, mehr
Dankbarkeit und mehr innere Ruhe und Ausgeglichenheit geschenkt.
Es hat mich mir näher gebracht und dafür bin ich dir von Herzen dankbar, liebe Asmodena!